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Orientalische Metaphysik
Einige Erklärungen und Zitate
von René Guénon* in seinem Werk 'La Métaphysique Orientale'
Schlüsselwörter:

Die Metaphysik
Die intellektuelle Intuition
Der transzendierende Intellekt
Die metaphysiche Erkenntnis
Die Vernunft
Die ewigen Prinzipien
Die Natur
Die metaphysischen Begriffe


NB:
1. - Blaue Sätze: direkte Zitate vom Text;
2. - Grüne Sätze: Unsere Interpretation, neu formuliert.


[Die orientalische Metaphysik ist viel mehr und anders als eine rein menschliche und rationale Erkenntnis, profan und oberflächlich. p.8/9]

Die Metaphysik ist jenseits und über die Natur hinausgehend, sie ist das eigentlich "Übernatürliche". p.9

(Das beste Eingeständnis der Ohnmacht modernen Philosophie ist (die Tatsache), daß sie die eigentliche Erkenntnis mit der 'Erkenntnistheorie' ersetzt hat.)

Es gibt übrigens bei jeglicher Gewißheit etwas nicht zu Vermittelndes; - niemand kann wirklich irgendeine Erkenntnis erlangen, es sei denn durch sehr persönliche Anstrengungen, und alles was ein anderer dabei tun kann, ist Gelegenheit zu geben und die Mittel aufzuzeigen, sie zu erreichen. p.9

[ Man kann die Metaphysik nicht erklären, sondern bloß von ihr eine sehr 'ungenaue Idee' aufzeigen, denn ''definieren, heißt auch immer begrenzen,'' und sie zu begrenzen würde bedeuten, das Erkenntnisobjekt zu umfassen, was ganz unmöglich ist.]

Die Metaphysik ist die Erkenntnis der universellen Prinzipien, [ eine Erkenntnis, die jenseits und über die eigentliche Natur hinausgeht und den Phänomenen, die vom Menschen wahrgenommen werden können.]

Der Bereich dieser Prinzipien erstreckt sich viel weiter als sich gewisse Westliche (Okzidentale) vorstellen (konnten);
die jedoch aus der Metaphysik (leider) eine partielle und unvollständige Angelegenheit machten. p.10

Für die orientalische Metaphysik ist das reine Sein weder das erste, noch das universellste der Prinzipien,
denn dies ist bereits eine Determination; man muss daher jenseits* des Seins gehen - das ist gerade worum es zu allererst geht. p.10

[* Das nicht Auszudrückende, Unbeschreibliche, was jeder Beschreibung entgeht, das Unendliche (l'Infini).]

[Bei den] metaphysischen Begriffen...
handelt es nicht darum mit irgendwelchen Abstraktionen zu operieren, sondern direkte Kenntnis der Wahrheit zu erlangen - so wie sie ist. p.11

Die Wissenschaft ist rationelle, beschreibende, immer indirekte, durch Überlegung gewonnene Erkenntnis;
die Metaphysik hingegen ist die über-rationelle, intuitive und unmittelbare Erkenntnis.

Es gibt eine intellektuelle Intuition und eine gefühlsmässige Intuition;
die eine wirkt jenseits der Vernunft, die andere aber unter ihr;
letztere kann nur die Welt der Veränderung und des Werdens begreifen, dh. die Natur, oder eher einen winzig kleinen Teil der Natur.p.11

Der Bereich der intellektuellen Intuition, ist dagegen der von den ewigen und unveränderlichen Prinzipien - das ist der Bereich der Metaphysik.

Der transzendierende Intellekt muss, um die universellen Prinzipien direkt begreifen zu können, selbst von universellem Rang sein; es handelt sich hier nicht mehr um eine individuelle Fähigkeit, und ihn als solchen zu betrachten wäre ein Widerspruch, denn es kann nicht zu den Möglichkiten des Individuums gehören, seine eigenen Grenzen zu überschreiten, oder aus den Bedingungen hinauszutreten, welche ja das Individuum definieren. p.11

Die Vernunft ist eine eigentlich und spezifisch menschliche Fähigkeit; was sich jedoch jenseits der Vernunft befindet ist wirklich 'nicht-menschlich' und das ist was die metaphysische Erkenntnis ermöglicht, und diese - man muss es nochmal sagen - ist kein menschliches Wissen.

 

 

 

*René Guénon wurde Muslim im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts, sein Name ist Shaykh ʿAbd al-Wāhid Yahya.


Das Buch:

•   La Métaphysique Orientale, René Guénon



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2001-08-26

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